Bericht zur Veranstaltung „Verkehrswende für Elmshorn“

„Verkehrswende für Elmshorn“

Unter diesem Titel hatten Ingrid Nestle MdB und der Grüne Ortsverband Elmshorn am 13.06.2019 zu einer Diskussionsveranstaltung ins Elmshorner Rathaus eingeladen. Vor und mit 60 Gästen diskutierten Sie mit den Verkehrsexperten Alexander Montana, VCD und Thomas Möller, ADFC. Dabei konnte man sich direkt elektronisch an Umfragen beteiligen.

Ingrid Nestle machte eingangs deutlich, dass eine Klimarettung nicht ohne Verkehrswende gelingen kann. Verkehr verbrennt zu 94% Öl und braucht 30% der Endenergie – Tendenz steigend. Wir müssen schnell handeln und dabei reicht es nicht, bloß bei Autos den Verbrennungsmotor durch einen E-Motor mit Akku zu tauschen. Der Umweltverbund aus Zug, Bus, Rad und zu Fuß sowie neuen Mobilitätsformen muss so gut werden, dass kein Auto kein Verzicht ist.

„Im Gegenteil“, wie Sven Hermann vom Ortsverband und Tafin Ahsbahs, Kandidat der Grünen auf das Bürgermeisteramt betonen. Die Rückeroberung des öffentlichen Raumes für die Menschen durch ausgedehnte Verkehrsberuhigung und guten Radwegen führt zu mehr Lebensqualität. Die mit 41.000 Einwohnern ähnlich große Stadt Coburg hat mit einer Mischung aus beruhigten Verkehrsflächen, Geschwindigkeitsreduzierungen und beschränktem Parken vorgelegt. So weit, dass eine Tankstelle zu einem beliebten Café aufstieg.

Um die Alternativen zum Auto zu stärken, fordern die Elmshorner zwei zentrale Radschnellverbindungen und moderne Stellplätze. Niemand würde sein gutes Rad ungesichert abstellen, zumal elektrisch unterstützte Fahrräder stark im Kommen sind.

Beim öffentlichen Verkehr reden die Grünen nicht nur über technische Infrastruktur, sondern vor allem über die Bedürfnisse der Menschen. Das Publikum legte besonders Wert auf Zuverlässigkeit, Taktdichte und umsteigefreies Fahren. Das passte zu dem vorgestellten Konzept einer S-Bahn im Zehnminutentakt mit mehr Halten in Elmshorn sowie einer Direktverbindung auf die Güterumgehungsbahn im Norden Hamburgs Richtung Barmbek. Damit ergäben sich auch neue Chancen für den Busverkehr, der dann seine Verbindung zu den Zügen am Stadtrand erhält, so dass der zeitraubende Umweg durch die Innenstadt entfiele. Zudem würde die Auslastung der Busse gleichmäßiger.

Große Einigkeit herrschte im Publikum, dass der Umweltverbund massiv gestärkt werden muss. Dazu passte die Hinweis eines Bürgers, dass die Betriebs- und Personalräte der deutschen Nahverkehrsunternehmen am gleichen Tag in einer „Kasseler Erklärung“ den umfassenden Ausbau des ÖPNV mit solider Finanzierung und starken Investitionen auch in das Personal forderten. Dieses schrumpfte in den letzten Jahren um 18%, obwohl die Fahrgastzahl um 24% anstieg. Ein ÖPNV, der nur „okay“ sei, reicht nicht. Er muss richtig gut sein. So gut, dass man nicht mehr drüber nachdenken muss, ob, wann und wie man ihn benutzt.

Die beiden Verkehrsexperten Alexander Montana vom VCD Nord und Thomas Möller vom ADFC betonten, dass man über den Verkehr an sich nachdenken müssen. Die meisten Autofahrten sind so kurz, dass man den Weg auch gut mit dem Fahrrad zurücklegen kann. Außerdem darf man nicht vergessen, dass der größte Teil des Verkehrs Freizeitverkehr ist. Hier kann jeder selbst mitentscheiden, welchen Klimaschaden seine Reise verursacht. Zum Fahrradfahren nach Marseille zu fliegen, ist sicher nicht so günstig.

Ingrid Nestle schloss ihr Statement damit, dass nun großzügige Pläne hermüssen. Selbst wenn deren Umsetzung viel Geld kosten werde, so würde das Nichtstun auf Dauer unbezahlbar. Bei der Diskussion um Geld, muss man auch immer mitrechnen, wie viel zum Beispiel der Wechsel vom Auto zum Rad auch zur Gesundheit beiträgt. Wichtig sei, und das habe man an diesem Abend bemerkt, dass das Thema Klima und auch die Verkehrswende nicht mehr nur ein Thema der Jugend ist. Auch viele Ältere beschäftigt die Weiterentwicklung unseres Verkehrssystems. Das macht Mut für die Zukunft!