Erneuerbare rauf – Energiepreise runter
Angesichts der steigenden Strompreise in der EU erklärt Ingrid Nestle, Bundestagsabgeordnete:
„Die steigenden Energiepreise sind Grund zu ernster Sorge. Nur ein grundlegender Wechsel zu Erneuerbaren Energien und eine Reform des Energiemarktes können die Abhängigkeit von teuren fossilen Energieträgern beenden und Preissicherheit geben. Kurzfristig sind die Handlungsoptionen dünn gesät. Die häufigste Antwort ist Steuergeld zum Abmilderung des Preisdrucks. Das kann es auf Dauer nicht sein.
Wind- und Solarenergie haben sich über die letzten Jahre zu den günstigsten Energiequellen entwickelt. Die Strategie der letzten Bundesregierung war grob unlogisch: Es wurden viele Erneuerbare zugebaut, als sie noch teuer waren. Dadurch wurden die Kosten für Wind- und Solarstrom günstiger als fossiler Strom. Doch die Bundesregierung bremste den Ausbau der Erneuerbaren als sie günstig waren. Die hohen Preise heute sind auch eine Folge dieser verfehlten Politik. Vielmehr sollten wir die inzwischen günstigen Erneuerbaren nun nutzen, um bezahlbare Preise langfristig verlässlich zu schaffen.
Sowohl für Bürgerinnen und Bürger als auch für klimafreundliche Industrie sind bezahlbare Strompreise entscheidend. Aus diesem Grund setze ich mich für Differenzverträgen ein. Differenzverträgen können Stromkunden gegen hohe Strompreise absichern, wie wir sie aktuell insbesondere durch die gestiegenen Gaspreise erleben. Schon heute könnten Differenzverträge dem EEG-Konto substantielle Einnahmen bescheren und damit die Stromkunden entlasten. Denn mit ihnen würden die Anlagen bei den derzeit hohen Preisen die Differenz zur versprochenen Marktprämie an das Konto zurückzahlen.“
Hintergrund:
Differenzverträge sind im Prinzip ein Langfristvertrag zwischen Stromproduzenten und der Gemeinschaft der Verbraucher*innen, der für beide Seiten das langfristige Preisrisiko reduziert. Für Differenzverträge bieten die Produzent*innen auf den Bezug einer gleitenden Marktprämie. Die Günstigsten bekommen den Zuschlag. Durch die gleitende Marktprämie, wie sie schon heute in Deutschland etabliert ist, sind Produzent*innen den Preisschwankungen der Spotmärkte voll ausgesetzt und haben damit jeden Anreiz, den zeitlichen Verlauf ihrer Erzeugung zu optimieren. Über die Gesamtlaufzeit des Vertrages sind sie aber vor generell sinkenden Preisen am Strommarkt geschützt. Im Tausch gehen zusätzliche Erlöse bei steigenden Börsenstrompreisen an die Verbraucher*innen. Diese und die Industrie haben mehr Möglichkeiten sauberen Strom verlässlich und zu wettbewerblichen Preisen zu beziehen. Alles in allem wird der Strom mit Differenzverträgen 15-35 % günstiger als ohne diese – ein Preisvorteil, den wir Haushalten, Industrie und Mittelstand zugutekommen lassen wollen. Erneuerbare produzieren inzwischen günstiger Strom als neue fossile Kraftwerke. Es ist absurd, genau jetzt den Zubau zu bremsen, wo die saubere Energie endlich weniger kostet als die dreckige. Auch für Unternehmen, die gerne ihren Grünstrombezug transparent ausweisen wollen, können Differenzverträge geöffnet werden. Wir wollen es ermöglichen, dass sie einen bestimmten Anteil der Differenzverträge erwerben. Sie übernehmen dann einen Teil der in der staatlichen Auktion bezuschlagten Differenzverträge inklusive der Strommengen und Mehrkosten. So können sie transparent nachweisen erneuerbaren Strom zu verwenden und gleichzeitig langfristig Preissicherheit erhalten.