Corona- und Klimakrise solidarisch begegnen
Krisen offenbaren, wozu eine Gesellschaft fähig ist – im Guten wie im Schlechten. Vergangene Woche jährte sich die tragische Katastrophe um das Atomkraftwerk in Tschernobyl. Es sollte nicht das letzte Unglück in Verbindung mit der Atomenergie bleiben. Doch wir haben unsere Lehren daraus gezogen und in einem historischen Schritt den Atomausstieg beschlossen. Statt uns von Angst lähmen zu lassen, schreiten wir mutig den Weg in eine lebenswerte Zukunft. Das Resultat war die Energiewende. Ein Projekt, das unsere Gesellschaft auf neue Weise herausfordert und zum deutschen Exportschlager wurde.
Erneut stehen wir seit Anfang des Jahres vor einer globalen Krise. Corona hält nicht nur die Welt, sondern jeden einzelnen Haushalt in seinem Bann. Die Reaktion auf Corona war nach anfänglichem Zögern eine sehr starke Zeit für unsere Demokratie. Die Politik hat gezeigt, dass sie handlungsfähig und -willig ist. Und die Menschen im Land tragen mit großer Solidarität drastische Einschnitte mit, um Leben zu schützen. Solidarität ist das Gebot der Stunde und ich bin dankbar so viele Beispiele für Menschlichkeit und Fürsorge, Verantwortung und Kreativität zu sehen. In diesen Wochen wird besonders sichtbar, wie lebendig und verantwortungsvoll unsere Demokratie ist. Wenn es darauf ankommt, ziehen wir gemeinsam an einem Strang – auch wenn die Einschnitte hart sind.
Doch die Krise zeigt uns auch unsere Schwächen auf. Lassen wir unsere europäischen Nachbarn in diesen schwierigen Zeiten allein oder handeln wir entschlossen gemeinsam? Helfen wir den Schwächsten in den überfüllten Flüchtlingslagern in Griechenland, nehmen sie auf oder schotten wir uns ab und verraten unsere Werte? Unsere Solidarität darf nicht an unseren Grenzen enden.
Und wir können auch aus dieser Krise lernen. Sie ist nicht die einzige Gefahr für Menschenleben und Normalität. Die Klimakrise fordert uns bereits heraus. Europa brennt. Nicht nur das vom Unglück getroffene Tschernobyl kämpft dieser Tage gegen die Flammen, genauso die Niederlande und auch wir in Deutschland. Die Corona-Krise hat uns die Verletzlichkeit unserer Alltagsroutinen aufgezeigt. Wir können daraus auch lernen, Veränderungen ernst zu nehmen und der Klimakrise entschlossen zu begegnen, bevor sie uns überrollt. Werden wir uns die Solidarität aus der Coronakrise für die Klimakrise bewahren? Dass wir zu handeln in der Lage sind, haben wir bereits bewiesen. Wir müssen es nun auch wollen.
Der Text ist als Abgeordnetenwort am 27.04.2020 in der Dithmarscher Landeszeitung erschienen.